Welche Rolle spielt die Angst vor der Geburt?
Dass wir Frauen bei uns in den Kursen haben, die keine Angst oder zumindest Zweifel vor der bevorstehenden Geburt mitbringen, ist äusserst selten. Ausschlaggebend sind dabei oftmals die negativen Bilder, welche von einer natürlichen Geburt vermittelt werden.
Sei es durch die Medien oder durch private Erzählungen durch Freundinnen oder Familie. Negative Ereignisse werden zehnmal häufiger weitergetragen als positive, wodurch gerade ein Ereignis wie die Geburt sehr negativ belastet ist. So wird Frauen häufig suggeriert, dass es ohne einen Kaiserschnitt oder ohne eine PDA kaum mehr möglich ist, eine Geburt zu erleben.
Wir können uns das wie einen Raum im Unterbewusstsein vorstellen, in dem die Bilder der Geburt abgespeichert sind. Dort finden wir viel mehr negatives als positives. So ist beispielsweise die Angst vor Schmerzen bei der Geburt sehr präsent (lesen Sie hier unseren Artikel zum Thema Schmerzen bei der Geburt).
Höre hier den Podcast zum Thema „Die Geburt: Was erwartet dich?“.
Welchen Ratschlag würdest du Frauen mit auf den Weg geben, die sich eine angstfreie, natürliche Geburt wünschen, aber aktuell noch unter, teilweise panischer, Angst vor der Geburt oder Angst vor Schmerzen bei der Geburt leiden?
Ich empfehle nicht nur einen Ratschlag sondern ein Training, mit dem gezielt die bereits erwähnten negativen Bilder abgebaut werden. Wir machen Angstbefreiungsübungen in unseren HypnoBirthing-Kursen um die diese Bilder durch etwas positives zu ersetzen.
Dabei spielt nicht nur das positive Denken eine wichtige Rolle sondern auch, die Bilder im Unterbewusstsein zu verändern, also gezielt in die Tiefe zu gehen. Das erreichen wir durch die Hypnose. Wir lernen ausserdem, wie wir das Angst-Spannungs-Syndrom unterbrechen können und uns auf Entspannung zu konditionieren.
Wenn diese Konditionierungsübungen über mehrere Wochen trainiert werden, dann sind wir in der Lage, uns automatisch in einen Entspannungsmodus zu versetzen – auch während der Geburt! Es geht hierbei dennoch mehr um die mentale Entspannung als um die körperliche Entspannung. Das heisst, die Frau kann sich währen der natürlichen Geburt auch ganz normal bewegen und ist jederzeit ansprechbar.
Sollte der Fall auftreten, dass bei einer Klientin durch eine bereits erlebte Geburt ein Trauma vorliegt, dann können wir diese Erinnerung nicht einfach durch Übungen löschen. In diesem Fall lösen wir das Geburtstrauma in einem Einzelcoaching auf.
Ermöglicht es HypnoBirthing, sich auch noch kurzfristig auf die bevorstehende Geburt vorzubereiten, um die Angst vor der Geburt zu überwinden?
Idealerweise empfehle ich, den HypnoBirthing Geburtsvorbereitungskurs zwischen der 22. und 34. Schwangerschaftswoche zu absolvieren. Natürlich kann man den Kurs auch danach noch besuchen und es ist weiterhin möglich, die Ängste abzubauen. Jedoch sollte bedacht werden, dass die Konditionierung der Entspannung genügend Zeit benötigt.
Was hilft bei der Angst vor der Geburt konkret und wie kann Hypnose zur Schmerzbewältigung eingesetzt werden?
Wir lernen beim HypnoBirthing wie wir uns quasi auf „Knopfdruck“ entspannen können, dies mit Hypnosetechniken. Die Entspannung kann als Gegenspieler zur Anspannung betrachtet werden und wir vermitteln Techniken, wie wir die Entspannung konditionieren können, um diesen Modus auf über längere Zeit beizubehalten. So kann das Angst-Spannungs-Schmerz-Syndrom unterbrochen werden.
Das trainieren wir beispielsweise mit Selbsthypnose, Audioaufnahmen oder auch gemeinsam mit dem Partner. Im Kurs leiten wir die Übungen einmal an, sodass sie dann zuhause weiter trainiert und gefestigt werden können – was in der Regel schnell möglich ist und nach einigen Übungseinheiten gut funktioniert.
Im HypnoBirthing Kurs werden zudem drei Atemtechniken erlernt: für die Zeit zwischen den Wehen, während der Wehen und die eigentliche Geburtsphase. Somit kann für jede Phase, die während der Geburt eintritt, eine Atemtechnik angewandt werden. Wir glauben, dass es gerade die langsame Atemtechnik ist, welche auch zu einer kürzeren Geburt führen kann. Es gibt sogar Studien, die aufzeigen, dass die Dauer der Geburten mit HypnoBirthing verkürzt werden kann.
Werden im HypnoBirthing Kurs auch Frauen begleitet, die einen Kaiserschnitt planen?
Zunächst muss man dazu sagen, dass es auch mit HypnoBirthing zu einem ungeplanten Kaiserschnitt kommen kann. Da hier jedoch alles wichtige gelernt wird – egal ob die Geburt vaginal oder per Kaiserschnitt stattfindet – kann das erlernte Wissen in jedem Fall angewandt werden. Sollte der Kaiserschnitt im Voraus geplant sein, empfehle ich ein Einzelcoaching.
Ist die Angst vor der Geburt nach einem Kaiserschnitt erhöht?
Das kann man nicht generell sagen. Es ist jedoch so, dass es gewisse Risiken gibt bezüglich einer natürlichen Geburt nach Kaiserschnitt. Und die müssen auf jeden Fall berücksichtigt werden. Diese Paare können aber ganz normal einen HypnoBirthing Geburtsvorbereitungskurs besuchen.
Als Mama von Zwillingen hast du eine Zwillingsgeburt bereits selbst erlebt. Wie steht es um die Angst vor der Geburt mit Zwillingen?
Auch Mehrlingsmamas können sich normal im HypnoBirthing Kurs auf die Geburt vorbereiten, sodass sie eine entspannte Geburt ohne Angst erleben können. Wir weisen in den Kursen jedoch auf Spezialitäten hin, gerade was den Ablauf im Spital betrifft. Ebenfalls ist es wichtig zu wissen, dass Mehrlingsgeburten häufiger in einem Kaiserschnitt enden als Einlingsgeburten.
Lese auch die folgenden Artikel: Geburt mit PDA / Geburt ohne PDA
Findet bei HypnoBirthing Schweiz ein Austausch unter Gleichgesinnten statt oder gibt es Erfahrungsberichte, welche die Paare lesen können?
Zunächst ist unsere Gruppengrösse mit maximal 6 Paaren immer sehr überschaubar, sodass sich alle Teilnehmenden gut kennenlernen und austauschen können. Wir bieten ausserdem auch eine gemeinsame Powerstunde zum angeleitetem Üben an. Ergänzend gibt es auch eine Menge Erfahrungsberichte, auf die zurückgegriffen werden kann.