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Geburtstrauma verarbeiten – wann ist eine Geburt traumatisch und was kannst du tun?

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Dass eine Geburt nicht immer so verläuft, wie sie in der Wunschvorstellung existiert, ist ganz normal. Manchmal kommt es jedoch vor, dass sie für die Frau zu einem traumatischen Erlebnis wird, dessen Bilder immer wieder ins Gedächtnis schiessen und Panik auslösen.

In solchen Situationen spricht man oft von einem Trauma. In diesem Artikel erklären wir dir, was man ganz konkret tun kann, um ein Geburtstrauma zu verarbeiten. Ganz egal, ob es noch relativ frisch ist oder schon länger zurück liegt.

Höre auch sehr gerne in unsere Podcastfolge dazu rein:

Was ist eine traumatische Geburtserfahrung?

Ein belastendes Erlebnis oder auch eine seelische Verletzung, welche von der betroffenen Person nicht bewältigt werden kann, wird als Trauma bezeichnet.

Die Auslöser, welche als traumatisch wahrgenommen werden können, sind individuell und von Mensch zu Mensch meist komplett verschieden. Eine traumatische Erfahrung, die bei der Geburt ausgelöst wird, kann durch eine sehr lange, schmerzhafte oder auch eine überwältigend schnelle Geburt, wie eine Sturzgeburt entstehen.

Es kann aber auch sein, dass ein Notkaiserschnitt durchgeführt werden musste, welche zum Geburtrauma geführt hat. Auch andere Faktoren, wie äussere Einflüsse durch Personen, die bei der Geburt anwesend waren, können Auswirkungen haben.

Verhalten sich Anwesende empathielos oder wenden Gewalt an, kann es dazu führen, dass ein Trauma bei der Geburt entsteht. Viele Frauen beschreiben auch Komplikationen, Kontrollverlust oder Hilflosigkeit als möglichen Auslöser.

Es kann aber auch sein, dass für Aussenstehende unbedeutsame Situationen für die Gebärende im Trauma enden. Es ist sehr wichtig, dass ein solches Trauma nicht als Stimmungsschwankung oder Befindlichkeit abgehakt wird, sondern ernst genommen wird. 

Wird ein Auslöser getriggert und das nicht verarbeitete Trauma kommt hoch, kann dies in manchen Fällen auch die Lebensqualität und die Bindung zum Kind beeinflussen.

Leider empfinden viele Mütter ein Gefühl des Versagens, denken, sie wären alleine mit dem belasteten Geburtserlebnis und trauen sich nicht, darüber zu sprechen. In den schlimmerern Fällen kann es auch zu einer postpartalen Depression führen.

Wie entsteht ein Geburtstrauma?

Wenn du eine Situation erlebst, die du als sehr schlimm oder eben traumatisch wahrnimmst, wird deinem Körper signalisiert, dass du dich in einer Notsituation befindest. In diesem Fall reagiert dein Gehirn, indem die Amygdala übernimmt, was dazu führt, dass eine Angstreaktion ausgelöst und verankert wird. 

Wirst du in einer späteren Situation mit einem sogenannnten Trigger (=Auslöser) konfrontiert, der dir auch in der traumatischen Erfahrung begegnet ist, versetzt sich dein Körper direkt zurück in diese Situation. Gefühle und Gedanken kommen hoch und es fühlt sich so an, als befändest du dich nochmals in der vergangenen Erfahrung. 

Im Volksmund sprechen wir dabei auch von einem „Flashback“. Grundsätzlich ist dies eine Überlebensreaktion des Körpers, die uns schützt und in Bereitschaft versetzt. So entsteht auch das Trauma von einem belastenden Geburtserlebnis.

Wie kann man feststellen, ob man selbst ein Geburtstrauma hat?

Lösen bestimmte Trigger immer wieder das Gefühl aus, zurück in den Angstzustand bei der Geburt zurückversetzt zu werden, ist es gut möglich, dass ein Traumata vorliegt.

Es ist oft verbunden mit sehr starken negativen Emotionen. Ein Geburtstrauma ist nicht zwangsläufig an eine Diagnose gekoppelt. Viele Frauen, die ihre Geburtserlebnisse nicht verarbeiten können, bemerken ein solches Gefühl, trauen sich aber oft nicht, darüber zu sprechen.

In manchen Fällen spielen sie ihre eigene Situation runter, da ihnen vielleicht „noch schlimmere“ Erzählungen aus ihrem Umfeld zugetragen wurden. Das Ignorieren der eigenen Gefühle und ist eine häufige Reaktion. Vor allem in Situationen, in welchen die Geburt medizinisch ‚doch eigentlich gut gelaufen ist‘.

Dadurch wird der Schritt, sich Hilfe zu holen, nicht überwunden und die eigenen Ängste nur noch mehr versucht zu verdrängen. Wichtig wäre jedoch, dass diesen Frauen geholfen wird und sie nicht über Monate oder gar Jahre mit ihren Gefühlen alleine gelassen werden.

6 Möglichkeiten mit einem Trauma nach der Geburt umzugehen

Hole dir Unterstützung und Beratung 

Dass unser Körper sich im Wochenbett erst einmal von der Geburt des Babys erholen muss, ist vollkommen natürlich. Eine schwere Geburt kann aber dazu führen, dass sich dieser Prozess noch mehr in die Länge zieht, und du mehr Zeit brauchst, das Erlebte zu verarbeiten. 

Wenn sich die Geburt posttraumatisch entwickelt, ist Unterstützung sehr wichtig. Neben einem Gespräch mit nahestehenden Personen, wie Partner, Eltern oder Freunden, empfiehlt es sich, das Gespräch mit deiner Hebamme und/oder dem Geburtsort zu suchen. 

Es gibt auch Organisationen, die genau darauf spezialisiert sind, bei Alltagsaufgaben zu unterstützen, die du nach der Geburt vielleicht einfach noch nicht alleine bewältigen kannst. Es kann durchaus eine seelische Entlastung sein, sich Auszeiten zu gestalten und helfen zu lassen. So kannst du auch Platz in deinen Gedanken schaffen, wenn dir andere Dinge abgenommen werden. 

Fordere deinen Geburtsbericht ein

Wie oben bereits erwähnt, ist es normal, dass in einer traumatischen Situation das Gedächtnis aussetzt und Angstreaktionen verankert werden. Daher ist es auch normal, dass du dich vielleicht nicht mehr an alles erinnerst oder gewisse Dinge rückblickend nicht nachvollziehen kannst. Dir steht zu, einen Einblick in deine Krankenakte beziehungsweise den Geburtsbericht zu bekommen, wenn du diesen anforderst. 

In vielen Fällen kannst du diesen auch gemeinsam mit einer Hebamme und/oder dem Geburtsort durchgehen und die Geburt nachbesprechen. Sie können dir da auch alle Unklarheiten erklären und oft auch erläutern, weshalb welche Schritte wichtig waren. Ein Recht auf Einsicht hast du bis zu zehn Jahren nach der Geburt deines Kindes – in manchen Fällen kann das Trauma nämlich auch erst nach Jahren wirklich sichtbar werden. 

Sprich darüber und baue Kontakt zu anderen Mamas auf

Hast du den Verdacht, dass du unter einem Geburtstrauma leidest, dann führe dir vor Augen, dass du nicht alleine bist. Rund 10-15% der frisch gebackenen Mamas haben eine solche Erfahrung gemacht und jeder Einzelnen steht die Hilfe zu, diese zu verarbeiten.

Eine gute Möglichkeit, kann daher auch der Kontakt zu anderen betroffenen Frauen sein. Zu merken, dass dies kein persönliches Versagen ist, kann sehr entlastend sein und dabei helfen, deine Gedanken zu ordnen.

Egal ob du aktiv mitredest oder stille Zuhörerin bist, der Kontakt kann dir zeigen, dass du nicht alleine bist. Achte dabei einfach auf dein eigenes Mass, wie viel dir gut tut und sich heilsam für dich anfühlt. 

Schreibe Tagebuch

Möchtest du nicht reden oder dich austauschen, kann auch eine Art Tagebuch eine gute Hilfestellung sein. Nimm dir einen ruhigen Moment und schreibe ehrlich und offen über die Geburt, deine Gefühle und wie du den Rückblick darauf wahrnimmst. Gehe dabei sowohl auf deine Ängste aber auch die positiven Dinge wie Dankbarkeit oder Stolz ein. 

Um einen ersten Ansatz zu finden, kannst du dich zum Beispiel fragen, was dich traurig bei dem Gedanken an die Geburt macht, wo deine Angst währenddessen lag, was du lieber anders gemacht hättest, aber auch worauf du stolz warst und wofür du dankbar bist. 

Kümmere dich um dich selbst

Denke einmal darüber nach, was dir guttut. Gerade in der Zeit nach der Geburt sollte dein Fokus auf deinem Baby und dir liegen. Ginge es deinem Kind schlecht, würdest du alles in Bewegung setzen, dass es ihm wieder besser geht – du solltest dir selbst aber auch diese Liebe schenken.

Kuschelt im Bett, höre Musik, schaue deinen Lieblingsfilm oder lasse dir ein entspannendes Bad ein. Vielleicht gehst du deinem Hobby nach, oder du bittest um etwas mehr Ruhe – schaue einfach für dich: Tut mir gerade gut, was ich mache?

Löse das Geburtstrauma mit professioneller Unterstützung auf

Wir haben in den vergangenen 12 Jahren sehr viele gute Erfahrungen damit gemacht, Geburtstraumen mit Hilfe von Hypnose und Mentaltechniken aufzulösen.

Erfahrungsgemäss ist es oft mehr das wie etwas passiert ist, als das was passiert ist. Die Frauen fühlen sich ausgeliefert, übergangen oder hatten das Gefühl, nicht mehr mitbestimmen zu können.

Es kann sein, dass die Geburt rein medizinisch gut abgelaufen ist und die Frauen deshalb nicht ernst genommen werden mit ihrem Trauma. Bei einer Hypnose werden die negativen Gefühle rund um dieses Ereignis evaluiert und aufgelöst.

Wenn eine nächste Geburt bevorsteht, visualisieren wir diese, damit damit positive Gefühle verankert werden können und eine Vorfreude auf die Geburt entstehen kann, so dass diese positiv erlebt werden kann.

Fazit

Eine traumatische Geburt liegt bei ca. 10-15% der Mütter vor. Vielen Frauen ignorieren allerdings, dass sie seelische Wunden mit sich tragen, was sich nicht zuletzt auch stark auf die Psyche auswirken kann. 

Merkst du, dass du davon betroffen bist, beispielsweise durch Trigger, die dich immer wieder in die Situation zurückversetzen und du hast immer mehr das Gefühl, dass du deine Geburtserfahrungen nicht richtig verarbeiten kannst, solltest du dir professionelle Unterstützung suchen. 

Tipp: Erfahre in unserem Podcast mehr zum Thema Geburtstrauma und wie man es auflöst.

FAQs

Wie behandelt man ein Geburtstrauma?

Emotionelle erste Hilfe ist in jedem Fall ein guter erster Schritt. Ob du dies mit Unterstützung von Hypnose professionell auflöst, in Gesprächen mit nahestehenden Personen oder durch das Schreiben eines Geburtsberichts für dich selbst findest, liegt ganz daran, was sich für dich richtig anfühlt und wie ausgeprägt das Trauma ist. 

Wie äussert sich ein Geburtstrauma?

Durch die Verankerung eines bestimmten Gefühls sowie anderen externen Einflüssen, die dich während der Geburt überrollt haben, entstehen Trigger. Diese können durch ihre Auslösung dazu führen, dass du dich immer wieder in die traumatische Situation zurückversetzt fühlst. Manchmal kann es auch sein, dass die Erfahrung sich erst spät zu einem Traumata entwickelt und sich die Frau gar nicht bewusst ist, dass ein solches vorliegt. Ein Geburtstrauma ist immer von sehr starken negativen Gefühlen begleitet.

Wie kann ich die Geburt verarbeiten?

Es lohnt sich immer den Geburtsbericht einzufordern und das Gespräch mit der Hebamme und/oder dem Geburtsort zu suchen. Hier kann auch die Geburt nachgesprochen werden. Wenn man merkt, dass man zusätzliche Unterstützung braucht, kann die Geburt mithilfe von Spezialisten (Psychotherapie, Hypnosetherapie etc.) professionell verarbeitet werden. 

Wer behandelt Geburtstrauma?

Ein Geburtstraum kann entweder durch Stellen wie Psychotherapeuten oder Psychiater, aber auch mittels Mentaltechniken und Hypnose bearbeitet werden.

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Nadine Ballmer

Beitrag von

Nadine Ballmer

Nadine Ballmer ist die Gründerin und CEO von HypnoBirthing Schweiz und hat die Geburtsvorbereitung in der Schweiz revolutioniert. Mit über 14 Jahren Erfahrung und einer beeindruckenden Ausbildung als Mentaltrainerin, Hypnoseinstruktorin NGH sowie diversen Weiterbildungen in EMDR, NLP, Schmerzmanagement, Sportmentaltraining und provokativer Therapie, widmet sie sich der Mission, Frauen eine Geburt ohne Angst und mit reduzierten Schmerzen zu ermöglichen. Seit 2009 hat Nadine Ballmer mit ihrem Team unzähligen Familien geholfen, sich auf eine positive Geburtserfahrung einzustimmen. Mit ihrem Unternehmen MentalMed Group GmbH unterstützt sie zudem Frauen und Paare mit unerfülltem Kinderwunsch sowie Athleten im Sport- und Leistungsbereich und bildet in ihren Seminaren MentaltrainerInnen aus. Sie ist Mutter von Zwillingen und einem Jungen, passionierte Halbmarathon-Läuferin und lebt in Zürich.

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